Ein Fazit der Inszenierung
Von der ersten bis zur letzten Szene wurden optimale Bildausschnitte gewählt. Selbst die sehr düsteren Einstellungen entpuppen sich als für die Geschichte sehr zuträglich. Sei es der Shot am Tümpel, wobei fast die halbe Bildfläche von einem in den Weiher hineinragenden Baum verdeckt wird, oder die wenig idyllische Einstellung an der Schnellstraße zwischen den Bergen. Auch als sich der Rizzo seinen Weg durch die grüne Wiese kämpft und anschließend die Böschung hinaufbewegt, wobei im Hintergrund die Bergkulisse auftaucht und er wenig später in den Bus einsteigt, wirkt der Bildaufbau sehr markant. Man sieht zu jeder Zeit genau das, was man benötigt, um der Geschichte optimal folgen zu können.
Mise en Scène
Es gibt sehr schöne Totalen, Halbtotalen, Close-ups und sogar Vogelperspektiven, und alle Bildelemente wirken bedeutungsvoll. Selbst auf der Toilette der Tankstelle hat jedes Detail seinen Grund. Manche Elemente tragen zur allgemeinen Stimmung bei, andere verstärken die Gefühle der Zuschauer in bestimmten Szenen und machen es ihnen einfacher, sie besser nachempfinden zu können. Besonders die Gesichtsausdrücke und Gangart des Automechaniker Karl wurden des Öfteren sehr verwegen in Szene gesetzt.
Die Tankstellen-Szenen wirken stellenweise wie moderne Kunstwerke des amerikanischen Malers Edward Hopper, die in die heutige Zeit übertragen wurden. Und die Stimmungen der Werke des Realisten passen eins zu eins zu den inszenierten Stimmungen bei den Tankstellenaufenthalten. Beispielsweise erinnern der Aufbau des Tankstelleninneren und die Raum-Ausleuchtung der Neonlichter sehr an Hoppers Gemälde aus dem Jahr 1942 mit dem Titel Nighthawks. Wenn Edward die Dagmar beziehungsweise Valerie so sehen würde, hätte er wahrscheinlich richtig Lust bekommen, sie einmal so zu malen. Hatte man zu Beginn des Films noch den Eindruck, es wäre irgendwie sehr düster, so sollte man am Ende erkennen können, wie durchdacht und arrangiert der gesamte Bildaufbau eigentlich ist und wie stilecht die Ausleuchtung zu jeder Zeit in Wirklichkeit ist.
An vielen Stellen wird der Betrachter mit einer Ansammlung von Gegenständen konfrontiert, die zurückgelassen und überflüssig oder vergessen wirken. Im Vorgarten von Lippo liegt beispielsweise ein wenig Sperrmüll und die Wohnung wirkt auch nicht sonderlich aufgeräumt. In anderen Szenen begegnet man gegenteilig besetzten nützlichen Objekten wie einem Betonmischer und einer Reihe relativ frisch gepflanzter grüner Setzlinge, die eher Aufbruch und Hoffnung versprechen, wenn man so will. Vor der Wohnung von Dagmars Vermieterin liegt das sprichwörtliche Holz vor der Hütte bis unters Dach gestapelt. So gibt es an vielen Stellen weitere symbolische Hinweise, die wie Puzzlestücke durch die ganze Geschichte hinweg verteilt wurden.